Gruß aus Indonesien – Vom Duft der Nelkenzigaretten

kumala-zigarettenmädchen-print240Heute wagt sich der Hotlistblog in den E-Book-Wald und findet dort tatsächlich einen Roman zum Anfassen, unplugged sozusagen. Steht ja auch groß auf dem Cover. Was ist los im Wald? Es ist das erste auf Papier gedruckte Buch (als Klappenbroschur) des literarischen und hochaktiven, nun unreinen E-Book-Verlags CulturBooks, der 2013 von Zoë Beck und Jan Karsten gegründet wurde und im Oktober mit rund zwanzig Titeln auf einen Schlag den Buchmarkt betrat. So umtriebig ging es weiter bis heute. In verschiedene Formate gepackt erscheinen qualitätsvolle und aufregende Werke von Debütanten ebenso wie von Literaturgrößen aus dem deutschsprachigen Raum und von überall her. Vor- und Mitdenker sind die beiden Verleger in Sachen E-Book allemal. Sie sind überall dort, wo es um das Thema geht.

Anlässlich der Frankfurter Buchmesse und seines Ehrengastes Indonesien gab vor Ort einige Buchpräsentationen von Das Zigarettenmädchen der jungen indonesischen Schriftstellerin Ratih Kumala, auch in ihrer bezaubernden Muttersprache. Ihre weitscheifende, zigarettenduftende und geschichtskundige Familiensaga liest sich in der deutschen Übersetzung von Hiltrud Cordes anmutig, unterhaltsam und spannend und wir übergeben für nähere Einblicke an „We read Indie“.

„Die Cover der Romane indonesischer Autoren sind meist bunt und auffallend. Vielleicht sticht es deshalb ganz besonders heraus – das klare und sehr grafische Cover aus dem Verlag CulturBooks. Nur der Titel spielt bereits mit meiner Phantasie. Gespannt lese ich die ersten Sätze, will sehen, ob die Verzauberung anhält: Als Vater auf dem Sterbebett lag, murmelte er im Halbschlaf immer wieder einen Namen: Jeng Yah. Dieser Name beschwor einen Geist aus der Vergangenheit herauf, von dessen Existenz ich nicht einmal etwas geahnt hatte. 
Jetzt kann ich mich nicht mehr entziehen. Ein Familiengeheimnis, ein sterbender Vater, eine vor Eifersucht tobende Mutter, drei ahnungslose Söhne … Ein perfekter Rahmen für eine gute Story, über welcher ständig der intensive Duft einer verglimmenden Nelkenzigarette mit leise sich kräuselndem Rauch zu schweben scheint. Ergänzt wird diese Story durch Iksaka Banus Illustrationen von indonesischen Zigarettenmarken. Bildhaft untermalen sie den Lauf der Geschichte, welche weit zurück führt in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Hier gehts bitte weiter …

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Danke an Matsuko 13 von „We read Indie“

 

 

Infos zum Buch von CulturBooks

Jeng Yah – diesen Namen flüstert der Zigarettenbaron Pak Raja immer wieder, als er im Sterben liegt. Er möchte sie noch einmal sehen, bevor er stirbt. Seine drei Söhne wollen dem letzten Wunsch ihres Vaters entsprechen. Was aber hat es mit dieser Frau auf sich, über die ihre Mutter vor Wut und Eifersucht nicht reden will? Die jungen Männer machen sich auf die Reise, die sie von Jakarta tief ins Herzen Javas führt – und in eine Vergangenheit, die von Schuld und Verrat, von Liebe und Freundschaft, von Neid und Eifersucht erzählt. Zwei Männer, die wegen einer schönen Frau zu bitteren Feinden werden, zwei Familien, deren Wege sich über drei Generationen immer wieder kreuzen, bis die Versöhnung unmöglich scheint …

Das Zigarettenmädchen, der fünfte Roman der indonesischen Autorin Ratih Kumala, ist eine Geschichte über zwei Gründer von Zigarettenfabriken und die Entwicklung der Tabakindustrie, die das Land bis heute nachhaltig prägt. Dabei webt sie die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe der jungen Republik ein, vom Ende der niederländischen Kolonialherrschaft und der Invasion der Japaner über die Massenmorde an den Kommunisten bis hin zum heutigen Indonesien.

„Vater hat recht, dachte Tegar, Rauchen öffnet die Gedanken. Es war, als trüge der Rauch ihn in den Himmel hinauf.“

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  • Ratih Kumala: Das Zigarettenmädchen. Aus dem Indonesischen von Hiltrud Cordes. Mit 10 Illustrationen von Isaka Banu. CulturBooks unplugged 2015. 308 Seiten. 17,90 Euro. E-Book: 11,99 Euro

Hier noch ein lesenswertes Gespräch mit Ratih Kumala, das auch auf dem Blog von CulturBooks steht. Dann aber nichts wie zum Buch oder zur Zigarette oder beidem greifen.

 

Senta Wagner

Foto: Ratih Kumala (© Aelke Mariska)

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