Feldpost aus Wien – Näher dran geht nicht

7154Tagebücher bergen Geheimnisse, Tagebücher können sehr berühmt werden, viele Tagebücher ruhen in vielen Schubladen. Sie bewegen als persönliche Journale oder literarische Selbstzeugnisse, es blitzt das Intime durch. Auch der ukrainische Schriftsteller Andrej Kurkow schreibt Tagebuch, und das seit über 30 Jahren. Nie hat er auf eine Veröffentlichung hin geschrieben, jetzt erscheint sein Ukrainisches Tagebuch beim Haymon Verlag mit dem sprechenden Untertitel „Aufzeichnungen aus dem Herzen des Protests“. Beginnend mit dem 21. November 2013 ist Kurkow „Zeuge dramatischer Ereignisse“ in der Ukraine, von denen er fast täglich „im Detail“ bis zum 24. April 2014 berichtet. Am 27. Januar schreibt er etwa: „Montag. Minus 16 Grad, Sonne, Stille. Ich habe die Kinder in die Schule gebracht und bin zu Revolution gegangen.“ Später fühlt er sich nach drei Monaten um „rund fünf Jahre gealtert“. Er hätte sein bewegendes Tagebuch bis heute fortschreiben können, die Krise ist nicht vorbei. Wenn den zitierten Wunsch aus seinem letzten Eintrag nur alle Beteiligten hätten.

„Man möchte diese Seite der ukrainischen Geschichte so schnell wie möglich umblättern und zum Happy End kommen.“

„Rund zehn Jahre nach der Orangen Revolution blickt die Welt wieder gebannt auf die Ereignisse in der Ukraine: wochenlange Demonstrationen auf dem Kiewer Majdan-Platz, die Eskalation der Gewalt, die Annexion der Krim durch Russland, die drohende Spaltung des Landes – aber wie ist es dazu gekommen? Und wie wird es weitergehen?
Andrej Kurkow lebt wenige Gehminuten vom Majdan-Platz entfernt und hat das Geschehen hautnah miterlebt. Als einer der bekanntesten ukrainischen Autoren und Kolumnist internationaler Zeitungen lädt Kurkow in diesem hochaktuellen Buch ein, die Ukraine besser kennenzulernen, zu verstehen, was sie geprägt hat und was die Menschen bewegt. Jenseits gängiger Klischees schildert er die Tage des Umbruchs in seiner Heimat und liefert so eine sehr persönliche Chronik der Ereignisse. Zudem beleuchtet er schlaglichtartig die wechselvolle Geschichte der Ukraine und porträtiert handelnde Personen, zentrale Schauplätze und Ereignisse – Majdan!, wie er wirklich ist.“ (Text: Haymon Verlag 2014)

  • Andrej Kurkow: Ukrainisches Tagebuch. Aufzeichnungen aus dem Herzen des Protests. Aus dem Russischen von Steffen Beilich. Innsbruck: Haymon Verlag 2014. 280 Seiten. 17,90 Euro

 

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